Jaguar-Festspiele im Fürstentum: Mitch Evans hat ein chaotisches Rennen der Formel E in Monaco gewonnen. Der Jaguar-Werksfahrer setzte sich, von Platz vier gestartet, gegen seinen Teamkollegen Nick Cassidy durch, der damit einen Doppelsieg für das britische Team perfekt machte. Cassidy sicherte sich zudem den Punkt für die schnellste Rennrunde in den Top-10. Stoffel Vandoorne komplettierte nach Start von Position zwei das Podest.

Für Evans ist es der elfte Sieg in seinem 103. Start in der Elektro-WM und der erste im Jahr 2024. Für Vorjahressieger Cassidy ist es das 17. Podest seiner Formel-E-Karriere, Vandoorne kann sich über sein 16. Podium freuen. Für Vandoorne ist es zudem der erste Podestplatz seit dem Saisonfinale 2022 in Seoul und der erste in der Gen3-Ära der Formel E.

Formel E Monaco 2024: Highlights und Zusammenfassung (05:45 Min.)

Jaguar per Taktik-Kniff zum Doppelsieg

Die beiden Jaguars hatten sich früh nach vorne gearbeitet und in der 10. von insgesamt 31 Rennrunden erstmals die Doppelführung übernommen. Danach arbeiteten die beiden neuseeländischen Piloten clever zusammen, indem sie jeweils den Vordermann wegziehen ließen und die hinterherfahrenden DS-Penske-Fahrzeuge aufhielten. So stellten sie sicher, dass die Doppelführung auch nach der Aktivierung der Attack Modes Bestand hatte. Im Schlussspurt setzten sich die Jaguars von den beiden DS Penske hinter sich deutlich ab, Vandoorne fehlten im Ziel 2,889 Sekunden allein auf Cassidy.

"Wir haben uns gegenseitig geholfen und das hat voll funktioniert", hielt ein zufriedener Evans nach dem Rennen fest. "Auch sehr viel Lob an Nick. Schon in der GP2 habe ich versucht, hier zu gewinnen und heute hat es endlich geklappt. Es war ein schwieriger Saisonstart für mich und der Sieg ist daher wichtig."

Sieger Mitch Evans (Jaguar TCS Racing) auf dem Podium
Mitch Evans gewinnt das Formel-E-Rennen in Monaco, Foto: LAT Images

Jaguar hatte vor dem Doppelerfolg seinen Verbleib in der Gen4-Ära der Formel E ab der Saison 2026/27 bestätigt. Alle Infos lest Ihr in diesem Artikel:

Keine teaminternen Angriffe im Schlussspurt

Im teaminternen Duell entschied wohl letztendlich der Start, bei dem sich Evans vor Cassidy schieben konnte, der direkt vor Evans von Rang drei gestartet war. Zu einem Angriff von Cassidy kam es in den Schlussrunden nicht mehr. Selbiges gilt für den Kampf um den letzten Podestplatz, in dem sich Jean-Eric Vergne mit Platz vier hinter Vandoorne begnügen musste - und das, obwohl Vergne am Funk offen für einen Platztausch geworben hatte.

Mit dem Triumph in Monte Carlo springt Evans in der Fahrer-WM von Platz sieben auf den fünften Rang nach vorne und hat noch 25 Punkte Rückstand auf den Meisterschaftsführenden Pascal Wehrlein. In der Team-Wertung baut Jaguar die Führung mit dem Doppelsieg auf 44 Zähler aus. Nach der Berufung von Porsche gegen die Disqualifikation von Misano-Sieger Antonio Felix da Costa sind die Meisterschaftsstände bis zu einer endgültigen Entscheidung vorläufig.

Pascal Wehrlein verpasst nach Pole das Podest

Pascal Wehrlein musste sich nach Start von der Pole Position mit Platz fünf begnügen. Schon in der dritten Runde gab der Porsche-Werksfahrer die Führung ab, als er seinen ersten Attack Mode aktivierte, und fiel auf Rang fünf zurück. Den beiden Fahrzeugen von Jaguar und DS Penske gelang es jedoch, auch nach ihrer Aktivierung des ersten Attack Modes vor Wehrlein zu bleiben. Danach verteidigte der 29-Jährige zwar den letzten Platz in den Top-5, nach vorne ging jedoch ebenso wenig. Dennoch baut der Sigmaringer seine WM-Führung aus und liegt nun sieben Punkte vor Cassidy in Front.

Für Wehrlein-Teamkollege Antonio Felix da Costa glich das Rennen einer Achterbahnfahrt. In Runde vier blieb Sebastien Buemi (Envision-Jaguar) nach einem Kontakt mit ERT-Pilot Sergio Sette Camara, der ihn kurzzeitig in die Luft beförderte, in der berühmten Haarnadel-Kurve stehen. Die Außenlinie, auf der Felix da Costa unterwegs war, wurde so blockiert und der Formel-E-Champion von 2020 musste dabei zusehen, wie der Rest des Feldes an ihm vorbeizog. Für die Aktion erhielt Sette Camara eine Zeitstrafe von fünf Sekunden.

Danach lag Felix da Costa zunächst deutlich außerhalb der Punkteränge, arbeitete sich jedoch mit einigen mutigen und aggressiven Überholmanövern sukzessive nach vorne. In Runde 21 übernahm der Portugiese sogar kurzzeitig Rang sechs, den er nach dem finalen Re-Start in Runde 27 jedoch wieder an Nissan-Werksfahrer Oliver Rowland abgeben musste. Somit kam Felix da Costa schlussendlich auf P7 ins Ziel.

Heftiger Crash löst Safety-Car aus

Dahinter komplettierten Rowland-Teamkollege Sacha Fenestraz, Maximilian Günther (Maserati-DS) und Norman Nato im Kundenporsche von Andretti die Punkteränge. Günther hatte einen Großteil des Rennens in Schlagweite zu den Top-5 verbracht, war jedoch in Runde 20 innerhalb einer Runde von Platz sechs auf P9 zurückgefallen. Nach der Aktivierung seines zweiten Attack Modes lag der Allgäuer zwischenzeitlich sogar außerhalb der Punkteränge, kämpfte sich jedoch auf Rang neun zurück.

Zurück kämpfte sich auch Nato, der nach turbulenten Auftaktrunden einen Schaden an seinem Frontflügel zu verzeichnen hatte. Während der ersten Safety-Car-Phase konnte der Franzose zum Wechsel desselbigen an die Box kommen und zum Feld wieder aufschließen. Anschließend arbeitete sich auch Nato Schritt für Schritt in die Punkteränge zurück.

Für die erste Safety-Car-Phase des Rennens sorgte in Runde vier Mahindra-Werksfahrer Edoardo Mortara. Der 37-Jährige schlug ohne offensichtliche Fremdeinwirkung heftig in die Barrieren von Kurve 13 ein.

Jake Dennis verpasst Top-10 nach Frontflügelschaden

Natos Glück war seinem Teamkollegen Jake Dennis nicht vergönnt. Nachdem das Rennen am Ende zum Ende der achten Runde wieder aufgenommen wurde, musste der amtierende Formel-E-Weltmeister in der zehnten Runde einen Frontflügelschaden verzeichnen. Vorausgegangen war ein Kontakt mit dem Envision-Jaguar von Robin Frijns. Das Rennen beendete Dennis auf der Strecke auf Platz 20 und wurde aufgrund einer nachträglichen 10 Sekunden Stop-and-Go-Strafe gegen Jehan Daruvala (Maserati-DS) auf P19 gewertet.

"Jake war neben Robin und Robin hat ihm nicht genug Platz gegeben und ihn in die Mauer gedrückt", beschwerte sich Andretti-Teamchef Roger Griffiths. "Ich will nicht sagen, dass es mit Absicht war. Aber es gibt genug Platz für zwei Autos und Robin hat entschieden, Jake nicht ansatzweise in seine Nähe zu lassen." Die Stewards sahen jedoch nach einer Untersuchung des Zwischenfalls keinen Anlass für eine Strafe.

Doch auch ohne Strafe waren Frijns' Hoffnungen auf Punkte bald dahin. In Runde 16 erhielt auch der Niederländer nach einem Kontakt mit Antonio Felix da Costa einen Frontflügelschaden. Im Ziel blieb lediglich Platz siebzehn.

Abt und Formel-E-Debütant bleiben ohne Punkte

Für das deutsche Team Abt-Cupra lief das Rennen nicht wie erhofft. Während Lucas Di Grassi nach mehreren Kontakten auf Platz elf knapp die Punkte verpasste, löste Nico Müller in der 25. Runde das zweite Safety-Car aus. Zuvor war er durch einen Kontakt mit dem McLaren-Nissan von Jake Hughes in der Rascasse-Kurve in die Mauer befördert worden. Hughes erhielt für das Verursachen der Kollision eine 5-Sekunden-Zeitstrafe.

Debütant Taylor Barnard, der kurzfristig für den verletzten Sam Bird bei McLaren-Nissan eingesprungen war, erlebte ein unauffälliges Rennen, welches er schlussendlich auf Position 14 beendete. Damit schlug der jüngste Starter der Formel-E-Geschichte Teamkollege Hughes, der 16. wurde.

Formel E 2024: So geht es weiter

Das nächste Rennwochenende der Formel E steigt in zwei Wochen mit dem Double-Header in Berlin (11./12. Mai). Der neue deutsche TV-Sender DF1 zeigt alle Rennen im Free-TV. In Österreich strahlt der Privatsender ServusTV die Rennen der Elektro-Weltmeisterschaft aus. 2024 stehen 16 Rennen an zehn Wochenenden im Rennkalender.

Formel E 2024: Tabelle nach 8/16 Rennen

Pos.FahrerTeamPunkte
1Pascal WehrleinPorsche102
2Nick CassidyJaguar95
3Jake DennisAndretti-Porsche89
4Oliver RowlandNissan88
5Mitch EvansJaguar77