An diesem Wochenende bestreitet die Formel E zum zehnten Mal ein Rennwochenende in Berlin. Bei dem Double-Header am ehemaligen Flughafen Berlin-Tempelhof (11./12. Mai 2024) werden jedoch gleich fünf der 22 etatmäßigen Stammfahrer fehlen. Für vier dieser abwesenden Piloten ist eine Terminkollision mit dem WEC-Rennen in Belgien verantwortlich. Die Langstrecken-WM trägt am Samstag, 11. Mai, das 6-Stunden-Rennen von Spa-Francorchamps aus.

Dadurch fehlen in Berlin Abt-Cupra-Fahrer Nico Müller, Nyck de Vries (Mahindra) sowie die gesamte Fahrer-Paarung des amtierenden Weltmeisters Envision (Sebastien Buemi und Robin Frijns). Alle Piloten gehen in der Hypercar-Kategorie der WEC für unterschiedliche Hersteller an den Start. Umgekehrt priorisieren das DS-Penske-Duo Stoffel Vandoorne und Jean-Eric Vergne sowie Edoardo Mortara (Mahindra) und Norman Nato (Andretti-Porsche) trotz WEC-Cockpits den Double-Header in Berlin.

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Hypercar statt Formelsport: Nico Müller ist an diesem Wochenende mit Peugeot unterwegs, Foto: LAT Images

Formel-E-Mitgründer: Terminüberschneidungen manchmal unausweichlich

Eine für beide von der FIA überwachten Weltmeisterschaften ärgerliche Situation. Hinter den Kulissen wird längst am Rennkalender für die nächste Saison gefeilt. Vor mehr als zwei Wochen traf sich Formel-E-Mitgründer Alberto Longo mit WEC-CEO Frederic Lequien, um über die Planungen für 2025 zu sprechen, wie Formel-E-Geschäftsführer Jeff Dodds bereits verriet. Longo ist als Chief Championship Officer unter anderem für den Rennkalender der Formel E zuständig.

Das Ziel des Treffens: Terminkollisionen im nächsten Jahr vermeiden. "Es gibt ein spezifisches Rennen, das wir als Formel E immer zu vermeiden versuchen, und das sind aus offensichtlichen Gründen die 24 Stunden von Le Mans", sagte Longo am Freitag in Berlin während einer Medienrunde auf Nachfrage von Motorsport-Magazin.com. "Aber ansonsten bin ich mir sicher, dass Sie wissen, wie schwierig es ist, einen Kalender aufzubauen. Wir versuchen es immer, aber manchmal ist es unmöglich."

Formel-E-Mitgründer Alberto Longo beim Formel-E-Rennen in Sao Paulo 2024.
Formel-E-Mitgründer Alberto Longo versucht Terminüberschneidungen mit der WEC zu verhindern, Foto: LAT Images

Formel-E-Mitgründer: Eine Kollision mit WEC im provisorischen Rennkalender

Longo verriet in diesem Kontext auch die Ergebnisse seines Treffens mit dem CEO der WEC. "Im Moment haben wir in den vorläufigen Kalendern, die wir beide haben, nur eine Kollision. Aber dieser vorläufige Kalender hat sich in meiner Welt noch sehr verschoben. Und ich bin mir sicher, dass es sich in seiner Welt auch sehr verschoben hat", sagte Longo in Bezug auf Lequien.

Bekanntgegeben werden sollen die Rennkalender von WEC und Formel E Longo zufolge im Juni, letzterer spezifisch um den 10. Juni. Zuvor soll noch ein weiteres Treffen der beiden Serienvertreter stattfinden.

Formel E und WEC: Warum sich die Vermeidung von Kollisionen schwierig gestaltet

Sollten sich zu diesem Zeitpunkt jedoch nach wie vor Terminkollisionen ergeben, sähe es laut Longo düster aus: "Dann wird es sehr schwierig, das zu ändern." Hauptverantwortlich dafür seien vor allem die Rennen in Innenstädten, die zwar in den vergangenen Jahren abnahmen, jedoch nach wie vor einen signifikanten Teil des Formel-E-Kalenders bilden. "Wenn du in die Innenstädte gehst, gibt es eine Menge Implikationen, eine Menge Einschränkungen. Und im Endeffekt ist es, obwohl wir 52 Wochenenden im Jahr haben und nur 12, 13, 14 davon nutzen, eine große Herausforderung, das spezifische Wochenende zu finden, um einen guten Kalender erstellen zu können", erklärte Longo.

Zusätzlich gestaltet sich die Vermeidung von Formel-E- und WEC-Events schwierig, da beide Meisterschaften ihrerseits versuchen, die Formel 1 zu umgehen. Für die Zukunft zeichnete Longo ein düsteres Bild, was weitere Konfliktveranstaltungen zwischen Formel E und WEC anbelangt: "In diesen Fällen tut es uns leid für die Fahrer, dass sie nicht beide Meisterschaften absolvieren können, aber schlussendlich sind wir zwei Promoter. Wir haben vereinbart, dass wir es immer versuchen werden, aber am Ende werden wir beide größere und größere Meisterschaften. Und letztlich werden diese Zusammenstöße passieren und werden unvermeidbar sein."

Vandoorne: Fahrer sind die Verlierer

Auch für die Piloten selbst wäre dies eine fortlaufend undankbare Position. Durch ihren Verzicht in einer Rennserie geben sie möglicherweise Meisterschaftschancen aus der Hand. Stoffel Vandoorne, der die Formel-E-Rennen in Berlin gegenüber einem WEC-Start mit dem Peugeot-Werksteam priorisiert, hofft auf eine Lösung für die Zukunft. "Es zwingt Teams mehr und mehr, ein Programm zu priorisieren und schlussendlich sind wir (die Fahrer: d. Red.) die Verlierer", sagte Vandoorne in Berlin zu Motorsport-Magazin.com. "Wir wollen beide Meisterschaften machen, aber wenn es wirklich an einem Punkt nicht möglich sein sollte und kein Team das erlauben will, dann müssen wir eine Entscheidung treffen. Und ich hoffe nicht, dass wir in eine Situation kommen, wo wir das tun müssen."

An diesem Wochenende werden durch den Terminkonflikt alle in Spa startenden Piloten auch das Sonntagsrennen in Berlin verpassen, obwohl die 6 Stunden von Spa lediglich am Samstag stattfinden. Die FIA-Regularien bewerten beide Rennen eines Double-Headers als ein einzelnes Event, womit Fahrer nur aufgrund 'höherer Gewalt' (Force Majeure) für das Sonntagsrennen ausgetauscht werden dürften. Die betroffenen Teams hofften auf eine Ausnahmeregelung, die jedoch in einer Abstimmung der elf Teams im März wenig überraschend scheiterte.

Wer de Vries, Müller und Co. bei den Rennen in Deutschlands Hauptstadt ersetzt sowie die weiteren Brennpunkte zum Berlin ePrix lest Ihr in diesem Artikel: